Ein naturverbundener Expressionist mit Pathos

Zum 75. Todestag des Expressionisten August Babberger / Der Hausener starb 1936 im Schweizer Altdorf.

Babbergers Ölgemälde „Stanser Horn bei Luzern" von 1915. Es gehört heute dem Museum am Burghof in Lörrach
Babbergers Ölgemälde „Stanser Horn bei Luzern" von 1915
Es gehört heute dem Museum am Burghof in Lörrach.

Original-Bericht & Repro: Elmar Vogt

Sein Werk ist im südbadischen Raum und in der Schweiz auch heute noch bei vielen Menschen ein Begriff: August Babberger. Der Maler wurde am 8. Dezember 1885 in Hausen im Wiesental geboren.

Am 3. September vor 75 Jahren verstarb er im Alter von 51 Jahren in Altdorf im Schweizer Kanton Uri.

"Die Tage der Höhe sind vorbei. Habe ich alle Sinne geöffnet, damit der Himmel hineinsinke? Das Grün der Nähe und das Blaue der Ferne! Und die Freude der Blumen? Dank den Menschen, der Natur, dem ordnenden Gott", schrieb August Babberger als einer seiner letzten Sätze nieder. Die Verschmelzung von Mensch und Natur und die Faszination für die Bergwelt: Diese Motive ziehen sich auch durch das gesamte Werk des Malers. "Was in der Natur vorgeht, was in mir selbst ist, soll sichtbar werden."

August Babberger begegnete 1908 dem einflussreichen Maler des Oberlandes, Hans Thoma, der zu dieser Zeit an der großherzoglichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe lehrte. August Babberger beschreibt in seiner Selbstbiographie aus dem Jahre 1920: "Mich interessiert als Maler der Mensch, die Landschaft und die Mittel, diese in Wandmalerei in eine Dreieinigkeit zu bringen. Hochgebirgslandschaft, kühn, abstrakt, übereinander gebaut, klar, hart, große Gegensätze in intimem Reiz der Blumen zu der Architektur, der Landschaft, den geometrischen – abstrakten Formen. " Im selben Jahre wurde August Babberger an die unter dem Namen Landeskunstschule neugegründete Akademie in Karlsruhe als Professor berufen, der er sogar von 1923 bis 1930 als Direktor vorstand. Die Heirat mit der Urnerin Anna Tobler bahnte auch die neue Verbindung mit der Landschaft der Urschweiz an, die ihn immer mehr in seinen Bann zog. Im Jahre 1916 weilte er zum ersten Mal im Schächental und auf der Balmalp. In einer zivilisationsfernen Hütte verwirklichte der Malerprofessor bis zu seinem Tod 1936 seine Idealvorstellung einer naturgebundenen Einheit von Leben und Kunst inmitten des Hochgebirges. In der zum "Paradies der Höhensucher" erklärten Bergwelt schuf Babberger nicht nur den Großteil seiner Landschaftsbilder, sondern machte auch umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen, in denen sich äußere Naturbeobachtungen und innere Selbstreflexion mit expressionistischem Pathos durchdringen. August Babberger scheint von Landschaften besessen, von immer wieder der gleichen, die er zu allen Stunden des Tages, bei jedem Wetter in Öl oder Pastell malte. Der Künstler, der so sehr aus der Natur schöpfte, hatte bis Anfang 1933 ein Lehramt an der Landeskunstschule in Karlsruhe inne. Die politische und geistige Unruhe hatte bald auch die Karlsruher Akademie erfasst, doch die Ächtung von bekannten Künstlern war nicht erwartet worden; die Parallele dazu bildeten die Bücherverbrennungen jener "neuen" Zeit. In erschreckender Weise traf dies August Babberger.

Der Expressionist wurde als "entarteter Künstler" eingestuft und bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit Erlass vom 15. Juli 1933 aus dem Lehramt entlassen. Tragisch hierbei ist besonders die Tatsache, dass ein Landsmann aus dem Wiesental, Professor Hans Adolf Bühler (1877 bis 1951), Direktor an der Kunstakademie in Karlsruhe, einer der Betreiber für seine Entlassung war.

Die späte Lebensphase wird von der Verfemung Babbergers als "entarteter" Künstler und der damit verbundenen Entlassung aus dem Karlsruher Lehramt im Juli 1933 überschattet. In der Folgezeit hält er sich überwiegend im schweizerischen Altdorf und in Luzern auf.

Die Jahre von 1930 bis 1933 müssen für August Babberger nicht leicht gewesen sein. Das Werk mit unter anderem 3000 Blatt Grafik blieb 1933 in Karlsruhe zurück und sollte beschlagnahmt werden. Der damalige Leiter der Münchner Pinakothek, Dr. Kurt Martin, behauptete daraufhin, dass das ganze Werk nichts wert sei, und rettete damit die Bilder und das graphische Werk in die Schweiz. Nach der Wegnahme des Lehramtes war August Babberger tief getroffen mit seiner Frau 1933 in die geliebte Bergwelt der Urner Alpen zurückgekehrt. Er konnte nicht ahnen, dass ihm nur noch wenig Zeit in seinem Leben und für sein Schaffen geschenkt würde.