Sein Herz schlug für Hausen, Hebel und die SPD

„Vom Gemeindebub zum Ehrenbürger"


Original-Text: Elmar Vogt

Reinhold Zumtobel ist eng mit der 100-jährigen Geschichte der Hausener SPD verbunden.

Am 24. Februar 1878 wurde Reinhold Zumtobel in der Maibergstraße 9 in Hausen geboren. Er vollzog einen beachtenswerten Aufstieg vom Halbwaisen, der auf die Wohlfahrtspflege  der Gemeinde Hausen angewiesen war, zum „führenden Kopf der SPD in Hausen und zu einer tragenden Säule im Bezirksverband Schopfheim" wie der Dorfchronik zu entnehmen ist.

Nachdem der Sozialdemokrat sein Examen an der Parteischule der SPD in Berlin abgeschlossen hatte, avancierte er zum hauptverantwortlichen politischen Schriftleiter der „Volkswacht", der ersten sozialdemokratischen Tageszeitung in Freiburg. Auf dem ersten Reichsrätekongress 1918 in Berlin gehörte Zumtobel zur badischen Delegation  und pflegte gute Kontakte zu Staatsrat Wilhelm Engler.

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten mit einem Berufsverbot belegt, erkannte er in einem Brief vom 1. Januar 1942 kritisch und weitsichtig: „Es wäre ja kaum auszuhalten in  dieser Welt, wenn nicht das ganze Geschehen unter dem Gesichtspunkt geschichtlicher Entwicklung betrachtet und beurteilt würde. Wir erleben die Geburtswehen einer großen gewaltigen Umwälzung. In diesem Sinn erfüllt der Nationalsozialismus ungewollt eine  historische Mission. Was aus ihm nach dem Krieg geworden sein wird, darüber brauchen  wir uns den Kopf nicht zu zerbrechen, in seiner heutigen Form wird der, das ist meine felsenfeste Überzeugung, nicht mehr existieren. Eine politische und geistige Knebelung, wie wir sie seit 9 Jahren ertragen müssen, erträgt kein Volk der Welt, nicht einmal das deutsche, auf die Dauer. Ich betrachte das alles als ein Übergangszustand, dem der künftige Friedensdauerzustand nicht gleich sein wird."
"Dank" des Berufsverbotes schrieb er in „Feldbergs Töchterlein", der Sonntagsbeilage des Markgräfler Tagblatts viel über Johann Peter Hebel und setzte nach dem Krieg sein politisches Wirken für die SPD fort.

Sehr stark interessierte sich Zumtobel schon in jungen Jahren für die Ortsgeschichte und für das Werk Johann Peter Hebels. „Mein geistiges Leben nach der Schulentlassung wurde... durch Hebel über das erhaltene Hebelbüchlein beeinflusst. Es war mein erstes und einziges Büchlein, das in meinem eigenen Besitz war", schreibt er in seinen Aufzeichnungen „Vom Gemeindebub zum Ehrenbürger".
Zusammen mit dem früheren Adler-Wirt Johann Georg Behringer schrieb Reinhold Zumtobel die erste Hausener Ortschronik, die im Jahre 1937 erschien. Die Gemeinde Hausen i. W. zeichnete ihn 1949 mit der Ehrenbürgerschaft aus. „Den Entschluss, die Lebenserinnerungen niederzuschreiben, habe ich erst nach langem Zögern verfasst... als meine Schopfheimer Freunde, die mein heimatliches Schaffen mit besonderem Wohlwollen vertreten, mich zweimal ohne mein Wissen als Anwärter für den Hebelpreis in Vorschlag brachten... Das badische Kultusministerium unter den Herren Wohleb und Fleig hält aber scheints nur Personen des Hebelpreises für würdig, die zwar in Hebels Heimat kein Mensch kennt, die aber an der Spitze des Geisteslebens der ganzen Welt stehen", schreibt Zumtobel in seiner Veröffentlichung „Vom Gemeindebub zum Ehrenbürger".
Anders als das Badische Staatsministerium war das - nach  der Vereinigung Badens und Württembergs 1952 nunmehr allein zuständige - Kultusministerium in Stuttgart bereit, Zumtobel den Hebelpreis des Jahres 1953 zuzusprechen.

Reinhold Zumtobel verstarb am 27. September 1953 in Freiburg, er wurde in Hausen beerdigt. Sein Grab findet sich noch heute auf dem Hausener Friedhof.